Friedberg hat sich für die Landesausstellung 2020 beworben – gut, wir unterstützen das. Was wir aber nicht unterstützen, ist, dass die Entwicklung der Stadt nun vom Erhalt des Zuschlags für die Landesausstellung abhängig gemacht wird. Denn im Umkehrschluss bedeutet dieses: keine Landesausstellung, keine Entwicklung. Das darf nicht sein. Die Umgestaltung der Bahnhofstraße und des Marienplatzes stehen schon lange auf der Agenda, Planungen liegen seit dem städtebaulichen Wettbewerb vor über 10 Jahren vor. Für uns ist eine zwingende Voraussetzung für die Realisierung der Umgestaltung ein Verkehrskonzept, dass die Innenstadt deutlich vom Durchgangsverkehr entlastet. Wir wollen das Ludwigsstraßenchaos nicht weiterführen! In der Diskussion um die Landesausstellung nimmt das Thema Verkehr und Parkplätze, wie bei so vielen städtischen Vorhaben, großen Raum ein. Eine Tiefgarage beim Schloss wird diskutiert, ebenso ein Parkhaus am Bahnhof. Im ersten Fall sind die Kosten völlig offen, denn es geht ja nicht nur um eine Tiefgarage, sondern auch um eine Bebauung auf dem ehemaligen Trinklanwesen. Im zweiten Fall sind die Verhandlungen mit der Bahn schwierig. Zusammengenommen kann man für beide Projekte einen Finanzierungsbedarf in zweistelliger Millionenhöhe ausgehen. Sind uns Abstellplätze für Autos das wert? Wo liegen die Prioritäten? Der städtische Wohnungsbau soll vorangetrieben werden! Oder erinnern wir uns an die jahrelangen Diskussionen zum Schlossumbau, da wurde jeder Cent umgedreht. Ein Jugendzentrum wird nicht einmal angedacht, da angeblich keine Geldmittel dafür vorhanden sind. Ein Stadtbussystem, dass die Ortsteile im 30 Minuten-Takt mit der Kernstadt verbinden kann, wird nicht in Erwägung gezogen. Die dringend anstehende Sanierung der Archivgalerie wird Jahr um Jahr verschoben, usw… Einzig beim Thema Auto scheint Geld keine Rolle zu spielen. Denn klar ist, wenn diese beiden Parkhausprojekte realisiert werden, werden andere Projekte weiterhin zurückstehen müssen. Für uns ist das eine Frage der Lebensqualität und der Zukunftsorientierung. In welcher Stadt wollen wir leben, was ist uns wichtig? Ist es wirklich das Auto oder haben wir den Mut, neue Konzepte zu denken und zu versuchen Verkehr anders zu organisieren. Das gelingt zwar auch nicht zum Nulltarif, ist aber in unseren Augen der nachhaltigere, menschenfreundlichere Weg.