Kolumne zum Stadtboten

Fremdelt Friedberg?  Ja, das tut es, denn es ist ganz normal, fremde Menschen oder neue Gegebenheiten zunächst mit Vorsicht zu betrachten. Wir alle kennen das, es kommt nebenan ein neues Baugebiet und man weiß ja nicht, was das für Menschen sein werden.  Sind sie nett, sind sie auskömmlich oder ewige Nörgler.. man weiß es nicht. In der Regel wartet man mal ab, wartet auf den ersten Kontakt und macht sich dann ein erstes Bild. Man gibt den neuen Nachbarn eine Chance. Kein Mensch würde auf die Idee kommen, wegen der neuen Nachbarn sofort in Panik um Frauen und Kinder auszubrechen. In der Regel geht man nicht davon aus, dass es potentielle Verbrecher sein werden. Warum ist dies anders bei Flüchtlingen ? Weil sie anders aussehen, sich anders kleiden, anders sprechen, nichts haben, außer dem was sie mit sich führen? Sind es nur Äußerlichkeiten, die uns fremdeln lassen, die Bürger zu Protesten gegen die Flüchtlingsunterkünfte veranlassen. Oder geht es um Angst vor Veränderung? Friedberg wird sich sicher verändern, denn es werden Flüchtlinge hierbleiben, Arbeit finden und Friedberg auch zu ihrer Heimat machen. Aber das sollte uns keine Angst machen, es wird uns bereichern in vielerlei Hinsicht, so wie es über die Jahrhunderte immer geschehen ist. Viele FriedbergerInnen unterstützen bereits jetzt ehrenamtlich die Flüchtlinge. Sie haben Menschen kennengelernt, die Alles zurückgelassen haben, um ein Leben ohne Krieg oder Hunger zu finden. Das ist zutiefst menschlich und verständlich. Würden wir es nicht ebenso machen? Bald wird wieder St. Martin gefeiert, die Kinder laufen mit bunten Lampions und singen Liedern – wir sollten uns an den Inhalt dieses Festes erinnern. Zumindest aber sollten wir die Vorurteile über Bord werfen und den Flüchtlingen, als neuen Nachbarn eine Chance geben!