Täglich verschwinden etwa 70 Arten unwiederbringlich von diesem Planeten. Die Entstehung
jeder einzelnen Art hat hingegen Jahrtausende bis Jahrmillionen in Anspruch genommen. Und jede Art ist ein Teil des Puzzles, aus dem unsere Umwelt besteht, jede Art trägt ihren Teil zu einer intakten Umwelt und somit zu unserem Überleben bei. Die Bewahrung der Artenvielfalt unserer Erde ist eine der größten Herausforderungen und Generalaufgaben dieses Jahrhunderts. Auch die öffentliche Hand kann hier einen wirksamen Beitrag leisten – sofern sie die Bewahrung der Artenvielfalt als relevant für ihr Handeln erachtet.
Nehmen wir ein Beispiel aus Friedberg, ganz konkret vor Ort, nicht irgendwo im Amazonas oder in Indonesien, wo wir als „erste Welt“ ja so gerne kluge Ratschläge zur Erhaltung der Artenvielfalt geben. Wir sind in Derching bei der geplanten Gewerbegebietserweiterung. In genau dieser Fläche gibt es ein Kiebitzbrutgebiet und da liegt das Problem – für den Kiebitz, denn der kann nicht umziehen (Brutplatztreue). Wohin sollte er auch umziehen, eingerahmt zwischen Flughafen, ADAC-Gelände, Kiessabbau und Gewerbegebiet. Der Kiebitz, der inzwischen in Bayern in seinem Bestand als „stark gefährdet“ eingestuft wird, benötigt Schutz.
Die Mehrheit des Stadtrates sieht das nicht so dramatisch mit dem Thema Artenschutz und stimmte einer Fortführung der Flächennutzungsplanänderung zu, obwohl in der Stellungnahme der Unteren Naturschutzbehörde nachzulesen ist „ Bei einer Realisierung der angedachten Gewerbegebietsausweisung muss mit einem vollständigen Verlust des Kiebitzbrutgebietes gerechnet werden, da das angestammte Brutareal damit nahezu vollständig verloren ginge.“ Die Argumente gegen den Kiebitz liegen auf der Hand: mehr Geld für die Stadtkasse. Zugegeben, mehr Geld ist nie schlecht, allerdings kann man eine intakte Natur mit all ihrer Vielfalt weder kaufen und noch ersetzen. Die sogenannten Ausgleichsmaßnahmen, die selbstverständlich auch für dieses Gebiet stattfinden werden, können keinen realen Ausgleich schaffen für den Verlust einer Tierart in einem Gebiet, sie sind Kosmetik, mehr nicht.
Wir sehen den Erhalt der Biodiversität als Verpflichtung gegenüber den nachfolgenden Generationen an, denn wir haben diese Erde, in all ihrer Vielfalt, nur von unseren Kindern geborgt.